geboren am 21. Oktober 1894 in München,
Deutscher jüdischer Herkunft,
Fabrikant, Kaufmann,
seit 1926 beim FC Bayern,
Ehemann von FC Bayern-Mitglied Mimi Steinharter,
Bruder von FC Bayern-Mitglied Sigwart Steinharter,
Emigration im März 1938 nach New York, USA,
gestorben am 14. Mai 1957 in New York, USA.
Paul Steinharter wird am 21. Oktober 1894 in München geboren. Seine Eltern Louis Steinharter (1851 – 1915) und Lina, geborene Hausmann (1860 - 1942), bauen in Feldmoching ein großes Melassewerk auf. Dieses übernehmen nach dem Tod des Vaters Paul und sein älterer Bruder Sigwart (1887 - 1962). Unter deren Egide entwickelt sich dieses Futtermittelwerk in den folgenden Jahren zum zweitgrößten in Deutschland. Darüber hinaus befinden sich im Besitz der Familie mehrere Immobilien in zentraler Stadtlage und einige Bauplätzen in Feldmoching und Bogenhausen sowie eine Villa in Feldafing.
Im Februar 1926 wird Paul Steinharter Mitglied beim FC Bayern. Seine Ehefrau Mimi, geborene Walter (1895 – 1972), es handelt sich bei ihr um die katholische Tochter des bayerischen Kammersängers Raoul Walter (1863 – 1917), folgt ihm im Mai 1928 zum FC Bayern. Bereits im April 1927 trat Bruder Sigwart in den Club ein.
Ab 1936 dürfen die Melassewerke der Steinharters, der jüdischen Besitzverhältnisse wegen, nicht mehr mit den benötigten landwirtschaftlichen Gütern beliefert werden. Paul und Bruder Sigwart bleibt keine andere Möglichkeit, als der Verkauf ihres Futtermittelwerkes weit unter dem eigentlichen Wert. Dieser läuft über das Bankhaus Eidenschink, dessen stiller Teilhaber das FC Bayern-Mitglied und Nachkriegspräsident Dr. Adolf Fischer ist. Bei dem Weiterverkauf der Steinharter-Fabrik entsteht für den Profiteur Fischer ein ansehnlicher Mehrgewinn.
Am 12. März 1938 verlässt Paul Steinharter seine Heimat für immer. Ihm gelingt die Emigration nach New York, USA. Zurück lässt er neben dem über Jahrzehnde erarbeiteten Vermögen auch seine beiden Söhne Fritz (1922 - 2001) und Walter Louis (* 1925), die bereits 1935 zum katholischen Glauben übergetreten waren. Sie werden den Holocaust überleben, nicht zuletzt deshalb, da ihre Mutter Mimi nach der Trennung von Paul Steinharter den prominenten Opernsänger Julius Patzak heiratet, der 1944 von den Nationalsozialisten auf die Liste der sogenannten Gottbegnadeten gesetzt wird.
Nach 1945 folgen vergebliche Versuche der Resuterierung von Paul Steinharter und seinem Bruder Sigwart, die Melassewerke wieder zurück zu bekommen. Auch die Bemühungen, die beim Verkauf nie bezahlten Beträge für diverse Grundstücke schlagen fehl. In sein Heimatland Deutschland wird Paul Steinharter nie mehr zurückkehren. Er lebt in den USA unter sehr ärmlichen Verhältnissen. Am 14. Mai 1957 verstirbt Paul Steinharter im Alter von 62 Jahren in New York, USA.
Am 11. November 2018 findet in der Siedlung Ludwigsfeld eine Gedenkveranstaltung statt. Der Historiker Klaus Mai, Vorsitzender des Unterausschusses „Kultur & Budget“, hat sieben Biographien von Opfern aus der Zeit des Nationalsozialismus recherchiert, darunter auch die der Brüder Paul und Sigwart Steinharter, derer an diesem Tage gedacht wird.
Andreas Wittner
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