geboren am 20. Oktober 1875,
Österreicher jüdischer Herkunft,
Gastronom, Hotelbesitzer,
seit Februar 1927 Mitglied beim FC Bayern,
Förderer des Clubs,
Vater der FC Bayern-Mitglieder
Karl-B. Friediger und Leopold Friediger,
vom 25. September 1938 bis
10. Januar 1939 interniert im KZ Buchenwald,
vom 10. Januar 1939 bis 22. Februar 1939
interniert im Gefängnis Alt-Moabit, Berlin,
vom 14. März 1939 interniert in KZ Buchenwald,
bis 26. Juni 1939 im Polizeigefängnis Berlin,
bis 30. März 1939 in Gestpo-Haft in Wien,
am 7. Dezember 1941 von Köln
deportiert nach Riga, Lettland,
ermordet in Auschwitz, Polen,
am 3. Mai 1945 für tot erklärt.
Markus Friediger wird am 20. Oktober 1875 in Andrychow im damaligen Österreich-Ungarn, heute Polen, geboren. Seine Eltern sind Bernhard Friediger und Rösi Theresine, geborene Feiner. In den 1890er Jahren zieht er und seine Familie nach München. Hier wird Markus Friediger ab 1916 das Konzertcafé Stadt Wien in der Bayerstraße gegenüber des Hauptbahnhofs eröffnen. In den Folgejahren baut er sich ein Gastronomieimperium reichsweit auf. Es folgen Häuser in Düsseldorf, Berlin, Partenkirchen und darüber hinaus in Wien.
Sein Sohn Karl Bernhard (1906 – 1984) tritt mit der Gründung der Rugbyabteilung des FC Bayern als aktives Mitglied im Jahre 1923 in den Club ein. 1927 werden auch Markus Friediger und sein zweiter Sohn Leopold (1908 – 1954) Teil des FC Bayern. In den Folgejahren gehört Markus Friediger zu den wohl größten Förderern und Unterstüzern des FC Bayern. 1928 stiftet er den Friediger-Pokal, der in den Folgejahren dem Münchener Rugby-Meister gewidmet sein wird. Von 1926 bis 1933 schaltet er durchgehend Werbeanzeigen in den Clubnachrichten. Über viele Jahre hinweg gehört die Firmenmannschaft „Friediger-Elf“ zu den Stammkräften der FC Bayern-Privatspielrunde. Gastmannschaften des FC Bayern dürfen zu Sonderkonditionen in den Friediger-Hotels, auch das Hotel Grünwald in der Dachauer Straße gehört dazu, übernachten.
Nachdem Anfang 1933 sich die politischen Verhältnisse in Deutschland mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, unter anderem basierend auf deren antisemitischen Ausrichtung, gravierend ändern, gerät auch Markus Friediger, seiner jüdischen Herkunft wegen, in deren Fokus. Bereits am 1. April 1933 sind auch die Friediger-Gastrobetriebe betroffen von den reichsweit, auch gewaltsam durchgeführten Boykott-Aufrufen. Er erkennt die Zeichen der Zeit und emigriert 1935 nach Wien, wo er das legendäre Hotel Metropole betreibt. Er weigert sich die sogenannte Reichsfluchtsteuer abzugeben. Darüber hinaus wird er des Devisenvergehens beschuldigt. Dies bedeutet, dass ihm vorgeworfen wird, sein Vermögen ins Ausland zu transverieren.
Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 1936 eignet sich die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen ein Grundstück von Markus Friediger an. Dieser erlaubt sich daraufhin, eine Pacht hierfür einzuklagen, was ihn bei den Nationalsozialisten endgültig in Ungnade fallen lässt. Seine Person wird zur Fahndung ausgeschrieben. In den Folgejahren wechselt er mehrfach seinen Wohnsitz. Vorübergehend lebt er in Paris, dann wieder bei seiner Tochter Maria Körfer (1910 – 1996) in Köln.
Als er 1938 beabsichtigt in die Schweiz einzureisen, wird er vom deutschen Grenzpersonal verhaftet. Am 25. September 1938 wird er im Alter von 62 Jahren in das KZ Buchenwald verschleppt. In den folgenden Monaten bis zum 30. März 1939 muss er die grausame, unmenschliche Tortur der Haft abwechselnd im Berliner Gefängnis Alt-Moabit, abermals im KZ Buchenwald, im Polzeigefängnis Berlin und in Gestapo-Haft in Wien über sich ergehen lassen. Letztgenannte Haft verbringt er dort im Gebäute seines früheren Hotel Metropol, das nach dem Anschluss Österreichs im Frühjahr 1938 beschlagnahmt und zur Hauptdienststelle der Gestapo umfunktioniert wurde.
Am 7. Dezember 1941 wird Markus Friediger und seine Ehefrau Hedwig von Köln aus, wo sie zuletzt bei ihrer Tochter untergekommen waren, nach Riga deportiert. Von hier aus werden sie nach Auschwitz gebracht, wo sie ermordet werden. Markus Friediger und seine Frau Hedwig werden zum 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Andreas Wittner
Quellen:
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