geboren am 23. Mai 1896,
Ungar jüdischer Herkunft,
Fußballtrainer,
Trainer beim FC Bayern von 1928 bis 1930, Emigration 1933 nach Prag, Tschechoslowakei, und 1939 nach Schweden, gestorben am 10. Mai 1980 in Stockholm.
Kálmán Konrad kommt am 23. Mai 1896 im damaligen Plankenburg, Österreich-Ungarn, dem heutigen serbischen Palanka, zur Welt. Er ist der jüngere Bruder von Jenö Konrad (1894 – 1978). 18-jährig folgte Kálmán 1914 seinem Bruder als Spieler zum MTK Budapest. Dieser sollte sich bald zum besten Club jener Zeit, geprägt vom englischen Trainer Jimmy Hogan, auf dem europäischen Festland herauskristallisieren. Jenö und Kálmán gehören zu den Stars des Teams.
Die „Konrad-Zwillinge“, wie die beiden Brüder in Fußballkreisen genannt werden, setzten sich 1919 nach den politischen Unruhen in Ungarn, während einer Europa-Tournee von der Mannschaft ab. Beide würden unter den neuen Machthabern in Ungarn, ihrer jüdischen Herkunft wegen, mit antisemitischen Repressalien rechnen müssen. Sie werden zukünftig für den Wiener Amateur-Sportverein und die First Vienna spielen. Kálmán macht 1926/27 gar einen einjährigen Abstecher in die USA, wo er in der damaligen neuen Profiliga für die Brooklyn Wanderers in New York seine Fußballkünste zum Besten geben wird.
Im Alter von 32 Jahren beendet der elfmalige ungarische Nationalspieler seine aktiv Karriere und schlägt eine Trainerlaufbahn ein. Die erste Station wird in München sein. „Nach Ablauf des Vertrages mit unserem alten Trainer Weisz“, ist den Clubnachrichten des FC Bayern vom September 1928 zu entnehmen, „wurde Herr Kalman Konrad als Trainer verpflichtet.“ Er übernimmt kein leichtes Amt. Mehrmals wird zuvor von Unruhen und großen Problemen in der 1. Mannschaft und auch der Reserve berichtet. Ein Jahr später können die Mitglieder im Jahresbericht von Präsident Kurt Landauer aber folgende Worte lesen: „ … die Aufgabe die ihm [Kálmán Konrad] durch die Zerwürfnisse der ersten Mannschaft gestellt war, ist für ihn die denkbar schwierigste gewesen. Seine Arbeit konnte sich erst im Laufe einer gewissen Zeit durchsetzen. Wir freuen uns aufrichtig, diesen vortrefflichen erfahrenen Mann für die Betreuung unserer Fußballmannschaft bekommen zu haben und die Mitgliederversammlung im Juli dieses Jahres hat diesen Standpunkt dadurch Ausdruck verliehen, dass sie (nur mit ganz wenigen Stimmen dagegen) ihre Zustimmung für die Verlängerung des Vertrages für ein weiteres Jahr gab.“
Nach zwei erfolgreichen Jahren, 1929 steht der FC Bayern zum zweiten mal in der Vereinsgeschichte in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft, endet sein Engagement im Club. Nach einer einjährigen Trainertätigkeit in der Schweiz beim FC Zürich legt er 1932 eine Pause ein und verlegt seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin. Hier hat er vor, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Er kauft ein Lichtspielhaus, das er gemeinsam mit seiner Frau Gertrud betreibt.
Zu diesem Zeitpunkt muss Kálmán schon miterleben, wie sein Bruder Jenö seine Trainertätigkeit beim 1. FC Nürnberg aufgeben muss. In der dortigen nationalsozialistischen Zeitung „Der Stürmer“ wird eine heftige antisemitische Hetzkampagne gegen ihn losgetreten. In einer Nacht- und Nebelaktion verlässt er fluchtartig Deutschland. 1933 sieht sich auch Kálmán in Berlin antisemitischen Bedrohungen ausgesetzt. Er muss sein Kino unter Wert verkaufen und verlässt Deutschland ebenfalls.
In den kommenden Jahren widmet er sich wieder dem Trainerberuf und betreut erfolgreich Mannschaften in der Tschechoslowakei und Rumänien. 1936 ist er für ein Jahr als rumänischer Nationaltrainer tätig. Als nach dem Münchner Abkommen vom Herbst 1938 im März 1939 gar Panzer der deutschen Wehrmacht auf dem Wenzelsplatz in Prag vorfahren, entschließt sich Kálmán zur Emigration nach Schweden. Hier wird er bis Mitte der 1950er Jahre noch als Trainer tätig sein. Danach verdient er seinen Lebensunterhalt als Betreiber eines Lebensmittelgeschäftes in Stockholm. Kálmán Konrad verstirbt dort, kurz vor seinem 84. Geburtstag, am 10. Mai 1980.
Andreas Wittner
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