geboren am 24. April 1903 in München,
Deutscher jüdischer Herkunft,
Kaufmännischer Angestellter,
beim FC Bayern seit April 1927,
Suizid am 9. November 1940 in München.
Heinrich Berliner erblickt am 24. April 1903 in München das Licht der Welt. Seine Eltern sind der Rechtsanwalt, Justizrat Dr. Max Berliner (1865 bis 1920) und Karolina, geborene Karl (186 bis 1937). Vor ihm wurden die beiden älteren Schwestern Johanna (1892 bis 1942) und Emma (geboren 1896) geboren. Seine Eltern sind Eigentümer der Immobilie Wagmüllerstraße 19 im Stadtteil Lehel, wo die Familie auch wohnt und Heinrich den Großteil seiner Kindheit und Jugend verbringt. Nach seiner Schulzeit und Ausbildung verdiente er seinen Lebensunterhalt als Kaufmännischer Angestellter in der Textilhandlung Siegfried Thalheimer in der Maffeistraße 4.
Im Alter von 24 Jahren tritt Heinrich Berliner im April 1927 dem FC Bayern als passives Mitglied bei. In Erscheinung tritt er in der Folgezeit auf kreative Weise in den Clubnachrichten. So ist in der Ausgabe vom Dezember 1928 sein dreiseitiges Gedicht „Mitgliederversammlung“ abgedruckt. Im Januar 1931 folgt, ebenfalls dreiseitig „Das passive Mitglied und die Runde der Meister“. Seinen gereimten Ausführungen können wir entnehmen, dass er ein engagiertes Clubmitglied und ein regelmäßiger Besucher der Heimspiele im Stadion an der Grünwalder Straße ist. Spätestens mit der Einführung der Nürnberger Rassegesetze im September 1935, jedoch, ist es Heinrich Berliner wohl nicht mehr möglich, bei den Spielen seines FC Bayern dabei zu sein, da diese unmenschliche Gesetzgebung „Nichtarier“ ab diesem Zeitpunkt aus der Gesellschaft ausschließt.
Am 4. März 1937 heiratet er die Münchnerin Rosa, geborene Jordan (1892 bis 1943). Das Ehepaar Berliner zieht am 17. November 1938 in das Krankenheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Hermann-Schmid-Straße 5. Hierbei handelt es sich um eines der sogenannten „Judenhäuser“, in denen die meisten Münchner jüdischer Herkunft nun wohnen müssen, da es mitlerweile untersagt ist, an sie Wohnungen zu vermieten. Heinrich Berliner sieht wohl immer weniger Sinn, unter diesen demütigenden Bedingungen weiter zu leben. Mit einer Überdosis Schlafmittel setzt er am 9. November 1940 seinem unlebenswerten Dasein selbst ein Ende.
2021 lässt die Kurt Landauer Stiftung die Grabstätte von Heinrich Berliner im Neuen Israelitischen Friedhof in München restaurieren und kümmert sich seitdem um die Grabpflege.
Andreas Wittner
Quelle Portraitfoto:
Kennkartendoppel 1938/39,
©Stadtarchiv München
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