geboren am 20. Dezember 1875,
Deutscher jüdischer Herkunft,
Orthopäde, Chirurg,
Vorsitzender der Deutschen Friedensbewegung Sektion München,
seit 1920 Mitglied beim FC Bayern,
ab 10. November 1938 im KZ Dachau und dort am 30. November 1938 ermordet.
Max Klar wurde am 20. Dezember 1875 in Weimar geboren und wuchs als Sohn des Stoffhändlers Carl Klar, der ein Geschäft für Manufaktur- und Modewaren führte, in wohlgeordneten Verhältnissen auf. Nach dem Abitur am Wilhelm-Ernst Gymnasium in Weimar, absolvierte Max Klar ein Medizinstudium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, wo er 1900 promovierte.
Nach seiner Approbation eröffnete Dr. Klar 1907 eine „orthopädisch-chirurgische Heilanstalt“ in der Luisenstraße 49 in München, ehe er - als sehr angesehener Arzt in ganz Bayern bekannt - 1930 mit der gut gehenden Praxis in die Karlsstraße 16 umzog.
1920 trat Dr. Max Klar dem FC Bayern als förderndes Mitglied bei und wurde im Rahmen des 30-jährigen Clubjubiläums für 10 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Als Vorsitzender der Münchner Sektion der pazifistischen Deutschen Friedensgesellschaft und Ausschussmitglied des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ war Klar bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten bei selbigen verhasst.
Er und seine Frau Sylvia, seit 1910 ein Ehepaar, standen der SPD nahe und verhalfen ihrem Freund und späteren bayerischen Ministerpräsidenten, Wilhelm Hoegner, nach dem Verbot der Partei im Juni 1933 zur Flucht vor den Nazis nach Tirol.
In den Clubnachrichten des FC Bayern (Ausgabe September/Oktober 1933) wird sein Vereinsaustritt dokumentiert. Damit war Dr. Max Klar kein Einzelfall, auch weitere jüdische Mitglieder verließen den Verein.
Am 14. März 1933 wurde Dr. Klar von der Polizei festgenommen und für mehrere Tage in Stadelheim inhaftiert. 1935 musste er seine Praxis endgültig aufgeben, weil auch dort der Druck der Nationalsozialisten nicht mehr auszuhalten war. Zum 30. September 1938 war er einer von 65 jüdischen Ärzten in München, denen die Zulassung entzogen wurde. In einer Auflistung des Londoner Daily Telegraph wurde Dr. Max Klar namentlich aufgeführt.
Einen Tag nach der Reichspogromnacht des 9. November 1938, in der massenweise organisiert Jagd auf jüdische Bürger gemacht wurde, Synagogen und Geschäfte zerstörte, wurde Dr. Max Klar - ebenso wie unser Ehrenpräsident Kurt Landauer - im Konzentrationslager Dachau interniert. Nur wenige Tage später verstarb er dort am 30. November 1938, weil ihm seine lebensnotwendigen Medikamente für seine Diabetes Erkrankung vorenthalten wurden. Ein Zeitzeuge berichtete später: „Ein bekannter Arzt, schwer zuckerleidend, ohne Insulin, ohne Behandlung, geht langsam, sehend und erkennend, auf seinem Strohlager zugrunde.“
Seine Frau Sylvia wurde am 1. Dezember 1939 verhaftet und im Konzentrationslager Ravensbrück interniert, 1942 wurde sie in der Tötungsanstalt Bernburg ebenfalls von den Nazis ermordet.
An Dr. Max Klar wurde bereits 2016 anlässlich des Erinnerungstages im deutschen Fußball mit einer Choreografie der Schickeria in der Südkurve erinnert, nachdem Andreas Wittner vom FC Bayern Museum über seine Biografie recherchiert hatte. 2019 trug die Kurt Landauer Stiftung bereits einen Teil der Kosten für die Erinnerungszeichen bei, die dem Ehepaar Klar an deren ehemaligem Wohnort in der Jutastraße 24 gesetzt wurden.
Im Frühling 2023 übernahm die Kurt Landauer Stiftung die Pflege der Grabstätte, veranlasste eine Reinigung, sorgte für einen Ersatz der fehlenden Buchstaben der Schrift sowie eine Polierung des Grabsteins, sodass man für unser ehemaliges FC Bayern Mitglied heute wieder eine würdige Ruhestätte vorfindet. Die Zeilen der Grabsteininschrift „In magnis et voluisse sat est“ (übersetzt: Bei großen Dingen genügt es auch, sie gewollt zu haben) beschreiben das Leben von Dr. Max Klar sehr treffend, der trotz unüberwindbarer Widerstände der Nazis eine klare politische Haltung hatte.
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