geboren am 26. Mai 1897,
Deutscher jüdischer Herkunft,
seit 1924 beim FC Bayern, Spieler,
Süddeutscher Meister 1926 und 1928
mit dem FC Bayern,
überlebte den Holocaust in München,
nach 1945 Wiedereintritt in den FC Bayern, gestorben am 17. Januar 1972.
Alfred Bernstein kommt am 26. Mai 1897 in München zur Welt. Seine Eltern sind Sigmund Bernstein, seines Zeichens Teilhaber des Getreidekommissionsgeschäft Wimmer & Bernstein, und die Kunstmalerin Anna Bernstein. Sein Vater hat jüdische Wurzeln, während die Mutter der protestantischen Konfession angehört. Alfred wird nach seiner Geburt evangelisch getauft. Die Eltern trennen sich bereits nach wenigen Ehejahren. Alfred wächst bei seiner Mutter Anna im Gärtnerplatzviertel in der Rothmundstraße auf. Ihr Atelier befindet sich am Bavariaring an der Theresienwiese. Nach seiner Schulzeit absolviert Alfred eine Ausbildung zum Buchhalter.
Seine fußballerische Laufbahn beginnt er 1918 21-jährig als Torwart bei Wacker München. In den Folgejahren gewinnt er mit den Blausternen Titel auf Titel. 1919, 1921 und 1922 stehen die Südbayerischen Meisterschaften zu Buche, 1922 die Bayerische und Süddeutsche Meisterschaft, sowie das Erreichen des Halbfinals um die Deutsche Meisterschaft.
Zur Saison 1924/25 schließt sich Alfted Bernstein dem FC Bayern an. Ab dem Spieltag am 19. Oktober 1924, nachdem seine Sperre des Vereinswechsels wegen abgelaufen war, verpasst er in dieser Spielzeit sowie 1925/26 kein einziges Pflichtspiel. Auch mit dem FC Bayern gewinnt er 1926 die Bayerische und die Süddeutsche Meisterschaft. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft unterliegt er allerdings bereits im Achtelfinale gegen Wacker Leipzig und scheidet aus.
1926/27 verliert Alfred seinen Stammplatz. Erst 1927/28 mit Beginn der Spiele um die erfolgreich bestrittene Süddeutsche Meisterschaft steht er wieder regelmäßig im Tor des FC Bayern. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gelingt der Einzug ins Halbfinale, wo der Hamburger SV als Gegner wartet. Dieses Spiel nimmt einen sehr unglücklichen Ausgang. Sowohl für den FC Bayern als auch für Alfred Bernstein, der in der zweiten Halbzeit mit einem Fingerbruch ausscheidet. Die Begegnung gewinnt der HSV mit 8:2. Mit diesem Spiel endet auch die aktive Fußball-Laufbahn von Alfred Bernstein im Alter von 31 Jahren. Seine außerordentlchen Verdienste für den FC Bayern werden vom Club bereits 1927 gewürdigt, als neben Funktionär Siegfried Herrmann sowie den Spielern Fritz Kienzler und Otto Ziegler auch ihm die neu geschaffene goldene Ehrennadel verliehen wird.
In den Folgejahren widmet er sich seinem beruflichen Fortkommen. 1935 ist er Inhaber der „Lebensmittelgroßhandlung Alfred Bernstein GmbH“. Wie lange er diese betreibt ist heute nicht bekannt. Seines jüdischen Vaters wegen, wird er nach den 1935 in Kraft getretenen Nürnberger Rassegesetzen als sogenannter „Halbjude“ eingestuft. Es ist nicht bekannt, welchen Repressalien ihm in den Jahren bis 1945 zugefügt worden sind. 1946, der Club stellt eine neue Mitgliederkartei auf, meldet er sich wieder beim FC Bayern zurück. Nach der Rückkehr von Kurt Landauer 1947 aus der schweizer Emigration tritt Alfred Bernstein mit diesem in Korrespondenz. Hier erwähnt er, dass auch er der Verfolgung ausgesetzt war, betont aber dass diese nicht vergleichbar sei mit dem Leid, das Landauer und seiner Familie zugefügt worde ist.
Am 17. Januar 1972 verstirbt Alfred Bernstein im Alter von 74 Jahren. Sein Nachruf in den Clubnachrichten endet mit den Worten: „Wir haben in ihm einen guten Freund verloren, der viel zum Ansehen des FC Bayern beigetragen hat. Daran wollen wir uns immer erinnern.“
Andreas Wittner
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